Geschichte

Die Pfarrkirche Liesing ist eine römisch-katholische im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing und befindet sich in der Färbermühlgasse 6.

Nähere Informationen erfahren Sie hier oder unter https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_Liesing

Die alte Pfarrkirche​

Stiftungsbrief für die Kapelle zu Nieder-Liesing in Wien vom 12. September 1432:

Wir Albrecht von gotes gnaden Herzog ze Oesterreich, ze Steir, ze Kernden und ze Krain, Markgraf ze Merhern und Graue zu Tyrol etc. Embieten unseren getrewn den Innehmern unsere Judenstewr zu Obern und nidern Liesing den der brif geczaigt wirt Unser gnad und alles gut.

Wir lassen ew wissen, daß wir die Judengeltschuld so uns die nachgenannten leut gesessen da selbs zu Obern und Niedern-Liessing schuldig sind duch gotes willen geschaft haben zu ainn Paw einer Kappeln, die man zu Nidern Lising pawn soll Doun emphelhen wir ew ernstleich daz Ir Si umb dieselben geltschuld nicht bekumert und Sie aus dem Judenpuch tut, wan wir mainen das Si zu demselben Paw sullen raihen und antwurten. Und sind das die vorgenannten leut. Des ersten Hans Mewrl, Hans Resch, Kristan Wiert, Mendl Adolt, Michel Leb, Liendl Czimerman, der altt Mendl, Niclas Stweber, Chunz Czeiltas, Michel Kellner, Tomel Kelbel und Meinhart von Sibenhierten. geben zue Wienn am Fritag vor sant Lamprechts tag. Anno domini etd. Tricesimo secundo d. dux. p.q.

Sigillum a tergo impressum

Die Servatiuskirche​

Pfingstmontag, 29. Mai 1944 (jener Tag an dem die alte Kirche zerstört wurde): Eintragung in der Pfarrchronik von Pfarrer Adolf Fedor Sollinger. Die um 1430 erbaute Servatiuskapelle dürfte ein sehr kleines Gotteshaus gewesen sein, etwa von der Größe des Presbyteriums vor der Zerstörung im Jahr 1944. Die Ausgrabungsarbeiten von 1988 haben uns einen gewissen Überblick gegeben. Die damals festgestellten Umrisse werden von der Stadtverwaltung durch Bepflanzung in Erinnerung gehalten.

Die Kapelle war in beiden Türkenkriegen – so wie die meisten anderen Liesinger Häuser – ein Opfer der Flammen und wurde immer etwas erweitert und größer neu aufgebaut. In dem Denkbuch der Pfarre Liesing hielt Pfarrer Martin Josef Rüd in einem geschichtlichen Rückblick etwas über das Innere der Kapelle fest. Am Eingang zum gotischen Presbyterium stand ein ebenfalls gotischer Bogen von Quadersteinen, an welchem oben an der Seite gegen dem Hochaltar die Jahreszahl 1686 und an der Seite gegen das Schiff die römisch Zahl MDC H C P XXXVI angebracht war.

Im Jahre 1722 wurde eine bedeutende Reparatur an der Bedachung des Kirchleins vorgenommen.

Als im Jahre 1784 das Pfarramt Liesing errichtet und die Servati-Kapelle zur Pfarrkirche erhoben wurde, musste vorerst die Kircheneinrichtung beschafft werden. Die meisten der schönen Paramente, die Leuchter, die Kelche, der Hochaltar etc. wurden im Sinne der Regierungsverordnung aus dem Depositorio des aufgehobenen Nikolaier Klosters in Wien übergeben. Die 14 Bestühle stammten aus dem Bürgerspital, die Kanzel aus der Gottesacker-Kirche auf der Landstraße, die alte Orgel aus der Pfarre in Hernals.

Als Pfarrer Martin Rüd im Jahre 1817 nach Liesing kam, ging er daran, das etwas baufällig gewordene Gotteshaus zu renovieren. Er ging von Haus zu Haus und bat um Spenden für eine Generalreparatur. Er brachte eine beträchtliche Summe zusammen und ließ die Kirche in neuen Glanz erstehen, wobei sie gleich wieder ein wenig größer wurde.

Am 24. Jänner 1849 deckte ein verheerender Sturm, der viele Häuser von Liesing beschädigte, auch das Kirchendach ab und stürzte den hölzernen Turmreiter gegen den Hochaltar und schlug einen Teil des Kirchengewölbes ein.

Bei dem Wiederaufbau im Jahre 1850 wurde die Kirche zum letzten Mal erweitert und erhielt seine endgültige Größe. Damals entstand auch der 24,7 Meter hohe, steinerne Turm.

Die letzte durchgreifende Renovierung der Kirche wurde 1902 vorgenommen.

Die Servatiuskirche, an die sich die älteren Liesinger noch erinnern, war sicherlich kein großartiges Kunstwerk. Sie war eine schlichte Dorfkirche, deren Größe an den Bedarf der wachsenden Bevölkerungszahl angepasst wurde.

In der Kirche war das Hochaltarbild bemerkenswert. Es soll Rubens entworfen und von Jordaens, einem seiner Schüler, gemalt worden sein. Es stellte die Geburt Christi dar. Im Presbyterium befanden sich zwei Fenster, eines mit dem Medaillon „Christus“ und das andere mit „Heilige Maria“. Der Altarraum wurde mit einem eisernen Speisegitter abgeschlossen. Im Kirchenschiff waren weitere Fenster mit Medaillons zu den Themen „Maria Opferung“, „Hl. Anton von Padua“, „Hl. Josef“, „Hl. Franz von Sales“. Zwei Chorfenster waren ohne Medaillon, nur in geometrischer Mosaikverglasung.

Die Seitenaltäre waren der Hl. Anna und dem Hl. Judas Thaddäus geweiht.

An der Außenseite im Osten hatte die Kirche eine kleine Johanneskapelle.

Von der Kirche haben bei einem Bombenangriff die damals einzige Glocke und das Marienbild heil überstanden. Beide finden sich in unserer Pfarrkirche wieder. Die Orgel hat den Angriff mit einigen Beschädigungen auch überstanden und wurde nach dem Krieg verkauft.Nach 1945 behalf man sich zunächst mit einer Notgottesdienststätte. Seit 1946 diente der ehemalige Tanzsaal des Gasthauses Zott („Josefinensaal“), dann Gusenbauer (Ecke Breitenfurterstraße/Dirmhirngasse/Schartlgasse) als Notgottesdienststätte.

Die „neue“ Pfarrkirche

Liesing Pfarrkirche

1951 kam es zum Kauf eines Grundstückes in der Gärtnergasse (heute Färbermühlgasse), und bis 1955 wurde nach Plänen von Robert Kramreiter die neue Kirche, ein moderner Zentralkuppelbau errichtet.

Die Weihe erfolgte am 18. und 19. Mai 1955. Damit war man in Liesing ähnlich wie in Siebenhirten von der jahrhundertealten Kontinuität des Platzes der Kirche abgegangen, hatte aber gleichzeitig die Vorteile einer zentralen Lage des neuen Gotteshauses erreicht.

Am Platz der alten Servatiuskirche wurde mit den Ausgrabungen von 1988 eine wichtige Maßnahme gesetzt, denn der Standort, der immerhin mehr als 500 Jahre lang derselbe war, drohte in Vergessenheit zu geraten.


Der Aufbau der neuen Pfarrkirche

1951 wurde von der Erzdiözese Wien der Baugrund für die spätere Pfarrkirche angekauft. Das Gotteshaus wurde nach Plänen des inzwischen verstorbenen Architekten, Dipl.Ing. Professor Robert Kramreiter, ausgeführt.

Nach langen Verhandlungen konnte am 25. März 1953 der erste Spatenstich für den Bau vorgenommen werden. Am 12. September des gleichen Jahres wurde von Erzbischof Koadjutor Dr. Franz Jachim der Grundstein gesegnet, am 11. Dezember war der Tag der Gleichenfeier.Am 19. und 20. Mai 1955 wurde die Kirche ebenfalls von Koadjutor Dr. Franz Jachim auf den Namen „Maria, Mittlerin aller Gnaden“ geweiht. Der Titel wurde auf Wunsch des Herrn Kardinal Innitzer auf „Maria, Mutter der göttlichen Gnade“ abgeändert, da es kein Glaubenssatz sei, dass Maria, die Mittlerin aller Gnaden ist. Der hl. Servatius wurde zweiter Kirchenpatron.

Wenige Monate davor, am 5. November 1954, wurde in Liesing die erste Elektroorgel auf österreichischem Boden gesegnet. Am 16. Juni 1957 wurde der Kreuzweg feierlich übergeben. 1959 wurden 3 Glocken der Kirche von der Glockengießerei St. Florian gegossen, die alte Märtyrer-Glocke wurde dazugestimmt.

Umbauten nach 1955

Nach dem II. Vatikanischen Konzil stellte sich auch in Liesing die Frage nach einem Volksaltar; es dauerte mehrere Jahre, bis eine brauchbare Lösung gefunden war.
Die beiden obersten Stufen des Altarraumes wurden abgetragen, der riesige Block des Doppelaltares wurde entfernt, ebenso die steinerne Kommunionbank. Aus einem Teil der Kommunionbank wurde sowohl der Sockel für den neuen Altar als auch für den Tabernakel geschaffen. Einer der beiden Aufgänge zum Altarraum ging dabei verloren.

Am 7. Februar 1980 wurde der neue Altar von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl konsekriert.

Der letzte größere Eingriff in die Kirche erfolgte im Jahr 1994. Die sogenannte „Durchgangskapelle“ – der Name ging darauf zurück, dass sie zwischen Kirche und Pfarrhof lag – war sehr wenig benutzt und der anschließende Pfarrsaal war vielfach zu klein. Bei der Erweiterung des Saales wurde die Kapelle aufgelassen und war ab nun ein Teil von ihm.

Anlässlich des 50-Jahr Jubiläums im Jahre 2005 wurde die Pfarrkirche innen neu ausgemalt. Nun erstrahlt unsere Kirche wieder im neuen Glanze.

Zu unserem Pfarrgebiet gehören auch die...

Ehemalige Kapelle im Geriatriezentrum Liesing

Perchtoldsdorfer Straße 6, 1230 Wien

Erbaut 1789, südlich an den Torturm anschließend. Rechteckraum mit gekehlter Flachdecke. Hochaltar in josephinischen Formen, nach vorne offener überkuppelter Säulentabernakel, seitlich Adorationsengel aus dem 3. Viertel des 19. Jahrhunderts.Gemälde Kreuzigung um 1800, Kreuzwegbilder um 1700.

Johanneskapelle

Ecke Franz-Parsche-Gasse/Seybelgasse, 1230 Wien

Bei Renovierungsarbeiten wurde im gemauerten Altarsockel ein Dokument gefunden, das Aufschluss über die Geschichte der Kapelle gibt. Es befand sich in einem Blechzylinder, der leider an einem Ende aufgesprungen war. Durch die Mauerfeuchtigkeit war das Papier feucht und in keinem guten Zustand. Demnach wurde die Kapelle 1884 erbaut und dem heiligen Johannes geweiht. Der Grund dafür war, dass durch die Verlegung der Straße die alte, damals bereits über 200 Jahre alte Kapelle beseitigt werden musste.

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