30. Sonntag im Jahreskreis A
28. Oktober 2017Hinführung zur ersten Lesung Ex 22,20-26

Prälat Johann Koller
KEINE WITWE UND WAISE SOLLT IHR AUSBEUTEN („ausnützen“). WENN JEMAND VON DIR AUSGENÜTZT IST, WIRD ES EIN SCHREIEN ZU MIR GEBEN. UND ICH WERDE AUF IHREN KLAGESCHREI HÖREN -hilfloses Schreien zu Gott, Klagen, Weinen irgendwelcher Menschen, auch von Nichtjuden und Andersgläubigen, bleibt im Ohr Gottes, mehr als die vielen frommen Gebete! Absolute Erhörung und Gerechtigkeit! UND MEIN ZORN WIRD ENTBRENNEN, UND ICH WERDE EUCH UMBRINGEN DURCH DAS SCHWERT. UND ES WERDEN EURE FRAUEN WITWEN SEIN UND EURE SÖHNE WAISEN -viele Prophetenmahnungen lassen erkennen, dass die Ausbeutung von Witwen (ohne Rechtsschutz ihres Mannes und Rückhalt in der Familie) und Waisen üblich war. JHWH wird ihren Hilfeschrei ganz sicher und immer hören. Übeltäter können sich nicht rechtfertigen, werden keine Ruhe finden, verfallen dem Gericht, dem Fluch. Gegenteilige Erfahrung vieler: Gutes tun bringt Segen.
WENN DU GELD LEIHST MEINEM VOLK, DEM ARMEN BEI DIR, SOLLST DU GEGEN IHN NICHT WIE EIN WUCHERER SEIN. NICHT SOLLT IHR EINEN WUCHERZINS VON IHM FORDERN – Darlehen (Edelmetall oder Naturalien), oft ein Liebesdienst, waren üblich, Zinsnehmen von Israeliten aber verboten. Vertrauen und Solidarität des Gottesvolkes stehen im Vordergrund (altes Nomadenrecht?). Der Zinssatz im alten Orient war hoch. WENN DU ZUM PFAND NIMMST DEN MANTEL DEINES NÄCHSTEN – Lebensnotwendiges darf niemand als Pfand fordern oder nehmen. DANN SOLLST DU IHN BIS ZUM SONNENUNTERGANG ZURÜCKGEBEN. DENN ER IST SEINE EINZIGE DECKE. ER IST SEIN TUCH FÜR SEINEN BLOSSEN LEIB, WORIN ER SCHLÄFT -Arme haben oft nur den „Mantel“ (langes Obergewand) als Decke. UND GESCHEHEN WIRD ES: WENN ER SCHREIT ZU MIR, WILL ICH IHN HÖREN, DENN BARMHERZIG BIN ICH! Wichtig: Als Armer und Hilfloser bin ich von Gott verstanden, angenommen, geliebt, auch wenn ich nicht bin! Ich darf schreien, muss nicht nur dulden, ertragen. Wie viele andere hilflos Ausgelieferte haben diese innere Glaubenskraft?


Predigt:
Die Liebe zu Gott führt von der Liebe Gottes zu mir über die Liebe zum Nächsten. Nur wenn ich mich ganz von Gott geliebt weiß, kann ich auch den/die Nächste/n ganz lieben lernen.