Gedanken zur Erstkommunionvorbereitung

1. November 2017 Aus Von Tom Kruczynski

Vortrag gehalten anläßlich des ersten Elternabend im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung im Jahr 2013 in der Volksschule Sta. Christiana in Wiener Neustadt:

Liebe Eltern der Erstkommunionkinder,
mein Name ist Tom Kruczynski und ich bin seit 1. September hier in Wiener Neustadt stationiert und verantwortlich für die Teilgemeinden St. Leopold / Vorstadtkirche und die Familienkirche Schmuckerau. Im Gegensatz zu Ihnen kennen mich Ihre Kinder schon ein bisschen oder zumindest die meisten von ihnen, entweder von den Freitag-Früh-Messen in der Vorstadtkirche oder zumindest von dem einen Mal, als ich die zweiten Klassen der Volksschule Santa Christiana besucht habe. Ich sehe auch einige bekannte Gesichter von vergangenem Sonntag, als wir mit den Kindern der Volksschule Sta. Christiana den Weltmissionssonntag gefeiert haben.

Ziel des Vortrags

Meine Aufgabe jetzt am Beginn dieses Elternabends ist es, Ihnen etwas über die Erstkommunion zu erzählen: Über die Vorbereitung auf den ersten Empfang der heiligen Kommunion. Hoffentlich bleibt dieser erste Empfang der heiligen Kommunion kein einmaliger Empfang, hoffentlich kommt Ihr Kind nicht erst bei der Firmung das nächste Mal in eine Kirche.

Wenn ich als Priester sage, dass ich mir mein Leben nicht ohne Messe vorstellen kann, dann werden sie vermutlich denken: no, na, sonst wäre er ja nicht Priester geworden. Ich bin erst mit 30 Jahren in das Wiener Priesterseminar eingetreten und habe davor ein ganz normales Leben geführt. Regelmäßig am Sonntag zur Messe gegangen, bin ich seit meinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr.


Die Messe wird in unserer Gesellschaft oft als eine religiöse Versammlung Gleichgesinnter angesehen. Auch im jüdischen und im muslimischen Glauben gibt es die Vorstellung eines besonderen Tages der Woche existiert, an dem sich die Gläubigen zum Gottesdienst versammeln. Die sei ein bloßes Ritual, so wie es in allen Kulturen Rituale gibt und zufällig hat sich in unserem Kulturkreis die heilige Messe durchgesetzt.
Was ist also das besonderes an der katholischen Messe – auch im Unterschied zu Ritualen, die Sie sich in Ihrer Familie geschaffen haben, zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück, für das unter der Woche keine Zeit ist. Was macht die Messe zu etwas besonderem, zu etwas, das nicht wir machen, sondern zu dem wir eingeladen sind, die wir feiern, nicht als Pflichterfüllung sondern als Fest.
So wie die Messe vier Teile hat, so sind es vier Schwerpunkte, die die Messe zu dem machen, was sie ist:

    Wir bringen die Sorgen unseres Alltags vor Gott

  1. Im ersten Teil ist es der Ruf um das Erbarmen Gottes, der uns Woche für Woche zusammenkommen lässt. Dabei geht es nicht um eine Selbstgeißelung „ich bin so schlecht, so schlecht, so furchtbar schlecht“. Nein, vielmehr kommen wir mit allem zu Gott, was uns niederdrückt, mit unseren Sorgen und Nöten und mit den Ängsten, Sorgen und Nöten, der Menschen die wir kennen. Wir bringen auch stellvertretend die Sorgen der Menschen, die wir kennen und lieben zu Gott.
    Es ist auch die Bitte um ein waches Herz, dass nicht abschweift, dass nicht an seine eigenen Gedanken gebunden ist, ein Herz, dass mitfeiern kann. Kennen Sie das aus ihrem Alltag, wenn sie bestimmte Gedanken nicht mehr loslassen: Habe ich den Herd abgedreht? Wie konnte sich die Frau das in der U-Bahn erlauben? So eine Frechheit! Ich muss der neuen Kollegin jetzt endlich mal die Meinung sagen, so geht das nicht? „Herr, erbarme Dich“ bedeutet „Herr, hilf uns und befreie uns von allem Quälendem“
    Auch für Ihre Kinder kann es erleichternd sein, wenn es seine Sorgen abladen kann, wenn es seine Sorgen in die Hände Gottes legen kann, der es liebt. Kinder sind auch in diesem Bezug sehr unterschiedlich – vielleicht aber haben Sie ein Kind, dass sich in seinem jungen Alter bereits große Sorgen macht. Oder Sie sind gerade in einer schwierigen Situation, die auch Ihr Kind belastet.
  2. Gottes Stimme noch nach 2000 Jahren vernehmbar

  3. Im zweiten Teil hören wir Abschnitte aus der Bibel, in der Sprache des Glaubens sagen: Wir hören Gottes Wort. Denn obgleich die Texte 2000 Jahre und älter sind, so glauben wir doch, dass Gott uns gerade durch diese Texte ansprechen will, dass seine Stimme durch diese Texte auch noch in unserer Zeit erklingt. Schon unsere älteren Brüder und Schwestern haben die Begegnung der Menschen mit Gott für die nachfolgenden Generationen aufgezeichnet und schon nach jüdischer Vorstellung bedeutet das Feiern der Gottesdienste, der Feste, eine Vergegenwärtigung der einstigen Geheimnisse. Wenn wir die Geschichte des Zöllners Zachäus hören, dann ist das so, als wären wir damals dabei gewesen, wir können miterleben, wie Jesus einem Menschen begegnet und diese Begegnung den Menschen verwandelt, nicht durch Verurteilung, sondern durch Wertschätzung. Eines ist mir noch ganz wichtig: Auch wenn es meine Aufgabe ist, als Priester die Texte in die Sprache unserer Zeit zu übersetzen, Jesus würde in unserer Zeit und Kultur andere Bilder wählen und zu anderen Menschen gehen, Menschen, die heutzutage ausgegrenzt sind und an den Rändern der Gesellschaft leben; dem Priester kommt es auch zu, schwierige Stellen zu erklären und manche Aspekte wie mit einer Lupe zu vergrößern, damit wir sie besser erkennen können – so wirkt doch Gott – er spricht jede und jeden von uns durch sein Wort ganz individuell an. Und ein zweites noch: Man kann jede Stelle des Evangeliums immer wieder hören und es werden einem immer neue Aspekte bewusst, es leuchtet immer noch ein neues Licht auf – und das ist in sich schon ein Wunder, finde ich. Zum Gottesdienst gehört aber nicht nur das Hören auf die Botschaft Gottes, sondern auch unsere Antwort: Sei es durch Lieder, sei es durch die Fürbitten, in denen wir explizit nicht für uns, sondern für andere bitten. Ich staune jede Woche, wie viele Kinder am Freitag in der Frühmesse Fürbitten formulieren. Sie bitten für Frieden und für genug zu essen, für alle Menschen, sogar für das Wohl der Tiere, ja, ich konnte es gar nicht glauben, sie bitten, dass alle Kinder zu Schule gehen dürfen. Fürbitten sind kein Abschieben der eigenen Verantwortung auf Gott, sondern ein Eingestehen der eigenen Grenzen, ja der Grenzen allen menschlichen Handelns.
  4. unendliches Geheimnis Eucharistie

  5. Der dritte Teil ist zugleich der Kern der Messe: die Feier der Eucharistie. Wir sagen Dank, dass Gott uns liebt, uns nahe gekommen ist, indem er Mensch wurde. Er hat das Leid der Menschen am eigenen Leib ausgehalten, er begegnet uns auf Augenhöhe, wir können mit allem zu ihm kommen, weil er uns, unser Denken und Fühlen versteht, weil er es mitgemacht hat. Er schenkt sich uns ganz, indem er Brot und Wein in seinen Leib und Blut verwandelt. Damit ist dieser Teil auch der geheimnisvollste. Er entzieht sich menschlichem Verstehen und ist zugleich unersetzlich. Und wenn wir uns vor Augen halten, dass die Erstkommunionvorbereitung das Ziel hat, ihre Kinder darauf vorzubereiten, dieses Geheimnis zu erfassen, dann erkennen wir schon, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Denn, wenn es für uns Erwachsene schon unmöglich ist zu begreifen, was da geschieht und was, nein wen wir da zu uns nehmen in der Gestalt des Brotes, wie sollen wir es dann einem Kind erklären können. Wir müssen uns also offensichtlich damit begnügen, dass wir dem Kind nur von Jesus und seiner Liebe zu uns – dass heißt zu jeder und jedem von uns – erzählen können, dass wir erzählen können, dass er sich uns schenkt, ohne dass wir wissen, wie das geht. Vielleicht gelingt es uns, dem Kind zu zeigen, dass die Kommunion kein Nahrungsmittel ist und auch keine Süßigkeit, dass es aber unvergleichlich unsere Seele nährt und unser Herz erfreut, mehr als Pommes oder Schokolade je könnten. Kommunion will Gemeinschaft schenken, mit Gott und untereinander – und den Wunsch nach liebevollen Beziehungen tragen wir alle im Herzen, dass verstehen wir alle.
  6. gesandt in die Welt – Freude und Sinn

  7. Zum Abschluss der Messe werden wir gesegnet und in die Welt hinaus gesandt. Messe feiern wir nicht nur für uns. Weil wir beschenkt wurden, können wir weiter schenken Weil wir verwandelt werden, verwandeln wir die Welt. Im Einklang mit dem Willen Gottes leben und lieben wir und finden – und darin liegt der Clou – wir finden gerade darin auch unser Glück.

Begegnung mit Gott

Zusammenfassend kann ich also unsere Ziele für die Erstkommunionvorbereitung so zusammenfassen: Wenn wir uns auf die Kommunion vorbereiten, dann bereiten wir uns auf die Begegnung mit Gott vor, mit dem Gott, der uns liebt. Nicht weil er uns nicht auch außerhalb der Kirche begegnet, sondern weil die Chance viel größer ist, dass uns diese Begegnung im Alltag entgeht. Es geht um die Frage, ob wir … nein es geht um die große Chance zu wissen, zu diesem Zeitpunkt will Gott uns begegnen. Gott mag uns überall und jederzeit zu überraschen, aber hier ist ein Zeitpunkt, auf den wir uns vorbereiten können. Hier will Begegnung geschehen zwischen Gott und uns. Ein Kollege von mir hat einmal sehr treffend formuliert: Der Heilige Geist ist ein Gentleman, er tut nichts ohne unsere Zustimmung. Ausdruck Gottes Liebe zu uns ist sein Respekt vor unserer Freiheit.

Zweiter Versuch einer Zusammenfassung:

Also wir bereiten Ihr Kind in diesem Jahr darauf vor, dass es in der Kommunion etwas anderes empfängt, als einfach nur ein Stückchen Brot, auch wenn wir wissen, dass es für Ihr Kind ebenso wie für uns alle ein Leben lang ein Geheimnis bleiben wird, was das eigentlich geschieht. Und wir bereiten Ihr Kind darauf vor, dass es sich öffnet für das, was in der Messe geschehen kann, für diese besondere Begegnung auch über die Messe hinaus. Offen sein für das Handeln Gottes in unserem Leben, für seine Bewegung, für sein Verwandeln unseres Lebens.

Verwandlung des Lebens

Einen letzten Gedankenausflug in luftige Höhen – ich bin’s gleich: Ihre Kinder haben schon oder bekommen jetzt bald ihre zweiten Zähne. Für mich ist das immer noch ein Wunder. Wir essen Brot und trinken Milch und in unserem Körper wird daraus ein neuer Zahn gebildet. Unabhängig davon, wie viel Prozent dieses Prozesses wir verstanden haben, kann der ganze Prozess uns in Staunen versetzen, dass das überhaupt möglich ist. In der Kommunion verwandeln wir nicht die Hostie in uns, sondern werden von der Hostie in Christus verwandelt. So wie das Brot und der Wein, in Leib und Blut Christi verwandelt werden, so werden auch wir verwandelt in Christus – dort wo wir es zulassen. Darum haben wir eine Stelle aus dem Leben Jesu gehört, damit wir unsere Zustimmung geben können, verwandelt zu werden. Wenn wir Amen sagen zum Leib Christi, dann ist das so, als ob wir nachgebildet werden, dann lassen wir zu, dass Gott uns nach dem Bild seines Sohnes gestaltet. Damit wir auch so handeln, leben und lieben wie er gehandelt, gelebt und geliebt hat. Das verlangt Mut, dass gelingt nicht gleich.
Kommunion feiern heißt: Wir bringen Gott, was uns auf dem Herzen liegt, wir hören auf das, was er uns sagt, wir lassen uns von ihm verwandeln und wir gehen hinaus, um mit ihm und in seinem Sinne zu handeln … und darin finden wir Freude und Sinn. So einfach und doch so geheimnisvoll ist das. Und jetzt bin ich’s wirklich.

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