Sehnsucht

11. November 2017 Aus Von Tom Kruczynski

Pfarrer Bernhard Pokorny
Der Advent, wo die Nächte bereits am Nachmittag hereinbrechen, die Temperaturen fallen und die Flüsse im Wiener Becken nasskalten Nebel steigen lassen, weckt in mir die Sehnsucht, behaglich in einer Decke eingehüllt, geborgen bei schtummrigem Licht in meinem Zimmer einem Mehr an Leben Raum zu geben. Je unwirtlicher es draußen ist, umso mehr genieße ich es, bei mir zu Hau­se zu sein. Diese idyllischen Zeiten schenke ich mir bewusst. Die Kerzen am Adventkranz müssen brennen und geben meinem Leben eine inne­re Tiefe. In Gebet und Stille leuchtet das Leben auf Ich spüre aber auch die Widrigkeiten des Lebens. Bib­lisch denke ich an Maria. Hoch­schwanger muss sie aufbrechen zu einer schweren Reise, bis sie endlich Ruhe findet in dürftigem Stroh. Noch erschöpft vom Weg beginnen die Wehen. Ich spüre ihr Schreien, ihre Sehnsucht, dass das Kind doch bald käme und die Schmerzen der Freude weichen. Ich denke im Jetzt an die Einsamen, die Sehnsucht ha­ben nach Beheimatung. Ich sehe die Kranken und all jene, die mit ihrem Leben nicht fertig werden. Welche Sehnsüchte haben sie? Manchmal macht schon eine Wärmestuben und menschliche Begegnung glücklich.
Der Advent hilft, der Sehnsucht nach wahrem und tiefem Leben nachzu­spüren, vielleicht weil es draußen unwirtlich ist. Der Advent, die Zeit der Erwartung und der Sehnsucht nach Heil, verändert mich. Er schärft in mir den Blick für ein gutes und heilsames Miteinander. Die karg gewordene Natur weckt die Sehn­sucht nach Menschlichkeit, die auf­brechen lässt zu Solidarität, Hilfe, und zu Wärme gebender Geborgen­heit.

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