Wie die Sonne zum Leben…

3. September 2018 Aus Von Magdaléna Tschmuck

Wenn es etwas im Leben gibt, das absolut sicher ist, dann ist es der Umstand, dass es zeitlich begrenzt ist. Mit Beginn unseres Lebens ist es besiegelt, dass wir früher oder später sterben werden. Dem gegenüber steht die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Ewigkeit.

So paradox es klingen mag, ich denke mir, dass beides zusammengehört. Wir sind als Menschen von Gott mit
dem Leben beschenkt, das wir als ein Werden, Aufblühen und Reifen erleben. Wir sehnen uns auch danach, immer weiter zu reifen, zu wachsen und Neues zu erleben. Notgedrungen steckt aber in jedem Werden auch ein Vergehen. Kindergarten, Volkschule, Ausbildung zielen auf einen Abschluss. Auch im Familienleben und in Gemeinschaften gibt es Wachstum, Veränderung und Abschied. Jeder Abschied mag dabei auf seine Weise weh tun, doch steckt in jedem Ende die Möglichkeit, zu Neuem aufzubrechen. Das ganze Leben ist von Werden und Vergehen durchzogen. Und die Vergänglichkeit ist gut. Sie ermöglicht immer wieder einen neuen Anfang, sie hilft in der Liebe zu wachsen, aus Fehlern zu lernen und gibt Raum für Vergebung und Versöhnung. Wie oft bin ich von Gott aufgefordert zu vergeben?

Die Antwort Jesu ist eindeutig: Immer und immer wieder. So oft wie wir Vergebung erfahren, sind wir auch aufgefordert, Versöhnung zu leben. Ich sehe die Vergänglichkeit als Geschenk der Liebe Gottes, durch das wir immer tiefer in die Ewigkeit der Liebe Gottes hineinwachsen können. Und so ist das Leben in seinem ganzen Wandel in allem Werden und Vergehen ein
Wachsen auf die Vollendung im Reich der Liebe Gottes.

Pfarrer Bernhard Pokorny

(geschrieben für die Pfarrzeitung Campanile Nr. 100/September 2018)

 

Foto Copyright: Magdaléna Tschmuck

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